Neue Auszeichnung für Firmen, die sich besonders für Entgeltgleichheit zwischen Männern und Frauen einsetzen: Erstmals ist kürzlich der German Equal Pay Award vergeben worden. Als Gewinner gingen Rosch Diagnostics, die Tomorrow GmbH und HR-Pepper hervor.

Der Equal Pay Day findet am heutigen 07.03 zum mittlerweile 13. Mal statt und macht auf die Lohnlücke zwischen Frauen und Männern aufmerksam. Passend zum Thema wurde kürzlich erstmals eine neu ins Leben gerufene Auszeichnung vergeben: der German Equal Pay Award. Er prämiert Unternehmensprojekte, mit denen eine Entgeltgleichheit zwischen Männern und Frauen geschaffen werden soll, und ist am vergangenen Freitag vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) in Kooperation mit KPMG und Rambott Management Consulting verliehen worden. Als Gewinner der insgesamt drei Kategorien wurden Projekte des Pharmaunternehmens Rosch Diagnostics, der Unternehmensberatung HR-Pepper und des Banking-Anbieters Tomorrow gekürt.

1. Gewinner-Projekt: Aufteilung der Care-Arbeit

Das HR-Team von Rosch Diagnostics gewann in der Kategorie „Gesellschaftliche Veränderung“ mit der Initiative Elterngeld Plus. Damit bietet das Pharmaunternehmen als erster Arbeitgeber in Deutschland eine finanzielle Förderung an, wenn beide Elternteile in Teilzeit gehen. Eine Aktion, die „eine der großen Stellschrauben von Entgeltungleichheit angeht, nämlich die Verteilung der Care-Arbeit zwischen Frauen und Männern“, wie Jury-Mitglied und Gründerin des Fair-Trade-Unternehmens Folkdays Lisa Jaspers anmerkt. Das Projekt hat übrigens auch den Deutschen Personalwirtschaftspreis 2021 in der Rubrik „Talent Management“ gewonnen.

2. Gewinner-Projekt: Transparenz der Gehälter

Einen anderen Aspekt des Themas Lohngleichheit rückt die Tomorrow GmbH ins Zentrum: die Transparenz. Damit gewann das Unternehmen in der Kategorie „Mut und Transparenz“. Tomorrow-Personalerinnen und -Personaler entwickelten eine „Salary Skill Matrix“, auf der für alle Mitarbeitenden sichtbar ist, wer in welcher Position mit welchen Skills wie viel verdient. Diese Matrix wird auch Bewerbenden beim Einstellungsgespräch gezeigt. „Ums Gehalt verhandelt wird bei uns nicht“, heißt es von Unternehmensseite. Jury-Mitglied und Autor des Buches „New Pay“ Sven Franke lobte, dass mit diesem Tool nicht nur eine Transparenz hinsichtlich der Gehälter hergestellt, sondern auch der Faktor Verhandlungsgeschick ausgeklammert werde, der sonst die Höhe der Gehälter stark beeinflusse.

3. Gewinner-Projekt: Demokratische Abstimmung

Einen Schritt weiter scheint HR Pepper gegangen zu sein. Bei der Unternehmensberatung weiß nicht nur jeder Mitarbeitende, was die Kolleginnen und Kollegen verdienen, sondern nimmt auch gemeinsam mit dem Team am Gehaltsentstehungsprozess teil. Die Leistung solle dadurch von der Vergütung gekoppelt werden, so eine Unternehmensvertreterin. Denn Leistung sei nur schwer messbar. Stattdessen werde demokratisch – beispielsweise anhand von Skills und Position – abgestimmt, wie das Gehalt aussieht.

Die Gewinner des Equal Pay Awards wurden von einer achtköpfigen Jury bestehend aus Gleichstellungsexpertinnen und HR-Spezialisten ausgewählt. Zuvor hatten Unternehmen ihre Projekte eingereicht, in dem sie einen Fragebogen ausfüllten. Wie viele Unternehmen sich für den German Equal Pay Award bewarben, verrieten die Veranstalter nicht. Für die Bewertung der Projekte war laut den Veranstaltern zum einen relevant, wie die Entgeltgleichstellungs-Aktionen umgesetzt und in der entsprechenden Organisation verankert wurden. Zum anderen analysierte die Jury, wie innovativ und detailliert ausgearbeitet die Konzepte sind. Letzteres habe eine wichtigere Rolle für die Auswahl der Gewinner gespielt. „Es ging uns nicht darum, dass schon alles perfekt ist“, sagte Eveleyne de Gruyter, Geschäftsführerin des Verbands der Unternehmerinnen und Jury-Mitglied. „Vielmehr wollen wir die Unternehmen dafür loben, dass sie neue Wege eingeschlagen haben.“

Zukünftige Aufgaben

Das heißt auch, dass es noch viel zu tun gibt, bis eine Lohngleichheit in Deutschland erreicht ist – eine Tatsache, die die Veranstalter während der Preisverleihung immer wieder betonten. Was braucht es noch, damit Frauen und Männer gleich gut bezahlt werden? Hier sind Experten und Expertinnen unterschiedlicher Meinung. Einen Konsens scheint es bisher nur beim Zusammenhang von einer fairen Verteilung der Care-Arbeit und der Entgeltgleichstellung zu geben. „Wir dürfen Vergütung nicht mehr an Leistung festmachen, einer Komponente, die wir meist sowieso nicht definieren können“, argumentierte Sven Franke. Es ginge jetzt darum, neue Faktoren für die Bezahlung zu finden.

Seine Jury-Kollegin Lisa Jaspers sprach einen weiteren Einflussfaktor für Entgeltgleichstellung an: „Wir müssen uns die Frage stellen, wie wir Privilegien, die durch Zufall verteilt wurden, umverteilt bekommen.“ Eveleyne de Gruyter fügt hinzu: „Und wir müssen die Bezahlung der Berufe aufwerten und das Fach Lebensökonomie in das Schulsystem einbauen, um Kindern bereits eine faire Verteilung von Geld beizubringen. Es gibt viel, das wir noch angehen können.“

Auch das BMFSFJ sieht sich hier in der Pflicht. Ekin Deligöz (Die Grünen), parlamentarische Staatssekretärin des Bundesministeriums, versprach, dass ihre Behörde Stück für Stück überprüfen werde, inwieweit die Bundesgesetze auf eine Gleichstellung der Geschlechter einzahlen sowie dass das Betreuungsangebot für Kinder ausgebaut werden soll. „So selbstverständlich, wie wir die Wirtschaft zukunftsfähig machen, müssen wir Lohngleichheit schaffen“, sagte Deligöz.

Hinweis: Dieser Beitrag erschien zuerst auf unserem Schwesterportal „Personalwirtschaft“.

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